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Orange Bikes ist eine englische Firma, die es bereits seit 1988 gibt. Das erste Bike hieß Clockwork (ja, wie Buch und Film…), in den Nullerjahren sponserten sie unter anderem Greg Minnaar und Steve Peat – und sie fertigen noch heute selbst in Yorkshire. Kein Wunder, dass Orange im UK eine Institution sind – Handarbeit ist immer etwas Besonderes. Wie besonders, haben wir uns beim Segment RS angeschaut.
Orange Segment RS – Modell 2015
Kurz und bündig
- 29er All Mountain mit Aluminium-Rahmen
- Trailbike mit 110 mm Federweg
- Handmade in UK
- in drei Größen erhältlich: M, L und XL
- Gewicht: 13.6 kg (bei Größe “L”, ohne Pedale)
- Preis: £3,900 (~5390 €)
Was das Segment RS können soll
Steif, schnell und spielerisch – das Segment RS soll alles bringen. Aber die Jungs von Orange sagen selbst, dass das 29er die Gemüter spalten wird, vor allem dank der reduzierten Single Pivot-Konstruktion. Der Federweg ist knapp mit 110 mm / 120 mm, die Bremsen dafür wuchtig mit 200 mm / 180 mm. Soll heißen, es kann und soll ruhig schnell werden. Das Segment RS, made in England, made for Trail-Fahrer, die gerne pushen und mehr wollen als nur drüberrollen.
Der erste Kontakt
Bikes von Orange erhitzen die Gemüter: Die einen lieben die fette Hinterbauschwinge mit den groß dimensionierten Lagern, die anderen hassen die auffällige, aber wartungsarme Konstruktion. Wir sind gespannt, ob uns der kleine Bruder des längerhubigen AM-Bikes Five überzeugen kann. Die Ausstattung spricht dafür, dass sich die Firma aus Newbrunswick Gedanken über die Abfahrtseignung gemacht hat: ZTR Archer Felgen auf Hope Evo 2 Naben, RockShox-Fahrwerk bestehend aus einem Monarch Dämpfer und einer Pike an der Front, Shimano XT Bremsen. Für ein leichtes Cockpit sorgt ein Renthal Fatbar Lite Carbon, der in einem eleganten Thomson Vorbau steckt. Zu guter letzt ist eine bewährte RockShox Reverb verbaut. Na dann – ab in die Abfahrt!
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In der Praxis
Im Vergleich mit den anderen Testbikes, die wir im Test hattenm fällt das Gewicht auf: 13,6 kg sind für ein Bike dieser Kategorie nicht ganz wenig, auch wenn die Anbauteile nicht zu schwer ausfallen. Viel Material an Schwinge und der recht voluminöse Rahmen tragen hier vermutlich ihren Teil dazu bei. Systembedingt hilft dieses Mehrgewicht leider nicht viel, um beispielsweise die Steifigkeitswerte des ähnlich schweren Banshee Phantom zu erreichen.
Insbesondere am Heck sorgte dies für Abrieb der Reifen innerhalb der Schwinge. Nachgiebigkeit oder Flex kann bis zu einem gewissen Grad als positive Eigenschaft gewertet werden – vor allem bei zügiger Fahrerweise in verblockten Trails. Schläge werden so nicht durchgängig an den Fahrer übertragen, während sich das Laufrad seinen Weg sucht, ohne direkt vom Hindernis abgelenkt zu werden.
Insbesondere unsere leichteren Tester hatten jedoch Schwierigkeiten bei der Achslastverteilung, denn diese sorgte ab und an dafür, dass das Vorderrad verrutschte und den Fahrer mit unvorhersehbaren Aktionen überraschte. Schwere und größere Tester fanden zwar im verhältnismäßig kurzen Reach wenig Bewegungsspielraum, brachten aber mehr Druck und somit Grip aufs Vorderrad.
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Der kurzhubige Dämpfer erfordert viel Zeit beim Setup. Wenige PSI Unterschied beeinflussen die Fahrerposition und das Fahrverhalten maßgeblich. Hier sollte man bereit sein, sich mit der Thematik tiefer zu beschäftigen, um eine passende Einstellung zu finden. Am Ende wird das Segment keine Sänfte werden. Der Hinterbau ist sehr straff und die im Vergleich zum recht kurzen Hauptrahmen lange Kettenstrebe sorgt für weniger Bremstraktion und ein nicht ganz definiertes Fahrgefühl. Der Hinterbau gibt somit wenig Information vom Untergrund an den Fahrer weiter, was den Überraschungsfaktor in brenzligen Situationen noch zusätzlich erhöht.
Um beim Eingelenker ein allzugroßes Wippen zu vermeiden, sollte der Dämpfer generell mit mehr Druck gefahren werden, was aber durch ein unsensibles Ansprechverhalten erkauft wird. Feintuning, wie schon weiter oben beschrieben, ist also angesagt. Die Pike RCT3 an der Front konnte dagegen überzeugen und auch mit der restlichen Ausstattung waren alle Tester zufrieden.
Geht es bergauf, lag das Orange leider am Ende des Testfeldes. Im weichen Rahmen verpufft viel Energie und der Hinterbau ist auch in der Lockout-Position nicht frei von den Einflüssen der Kette. Der simpel gehaltene Eingelenker kommt unserer Meinung nach mit modernen Kinematiken einfach nicht mehr mit.
Vertrauen erwecken dabei allerdings die großzügig dimensionierten Lager und die massiven Rahmenrohre. Allgemein ist das Bike sehr abfahrtsorientiert aufgebaut, was den Spaßfaktor eines solchen Bikes betont.
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Test: Orange Segment RS – das Fazit
Das Segment RS polarisierte das Testteam extrem. Wer auf absolute Lenkpräzision und Antriebseffizienz großen Wert legt, ist hier an der falschen Adresse. Aufgrund seiner mangelhaften Lenkpräzision und des schwer vorhersehbaren Fahrverhaltens ist das Rad keine Wahl für sicherheitsbewusste Fahrer und Rennfahrer, die sich an der Grenze bewegen. Lenkbewegungen vom Fahrer werden nur schlecht umgesetzt, was eine präzise Linienwahl erschwert bzw. in ruppigem Gelände fast unmöglich macht. Bergauf wirkte sich das hohe Gewicht, Wippen und die fehlende Steifigkeit negativ auf die Performance aus.
Wer sich die Zeit für das penible Setup nimmt, kann von einem sehr spaßig zu fahrenden Bike profitieren, das im groben Gelände bequem und mit entsprechendem Nachdruck vom Fahrer für breites Grinsen beim Singletrailslalom bewegt werden kann.
Pro:
- Bike sucht sich seine eigene Linie und spart dadurch Kraft
- Gut funktionierende, solide Ausstattung
- Eigenständige Optik
Contra:
- Schwer – aber trotzdem nicht sehr steif
- Schwammiger, undefinierter Hinterbau
- Schlechte Performance bergauf
Alle Details zum Bike und Test
Orange Segment Ausstattung
Hinweis: Unser geliefertes Testbike wich leicht von der Orange Original-Ausstattung ab (Bremsen, Sattelstütze, Vorbau)
Segment Pro | Segment RS | Segment Factory | |
---|---|---|---|
Gabel | Fox 34 Performance 120mm | RockShox Pike 120 RCT3 Solo Air | Fox 34 Factory 120mm Kashima |
Dämpfer | Fox Float DPS EVOL Performance | Rockshox Monarch RT3 | Fox Float DPS EVOL Factory Kashima |
Steuersatz | Cane Creek 49mm For Tapered Steerer | Cane Creek 49mm For Tapered Steerer | Hope 4F 49mm Headtube Tapered Steerer |
Kurbeln | Race Face AEFFECT Direct Mount 30t | Race Face Turbine Direct Mount 30t | Race Face SixC Direct Mount 30t |
Kettenführung | MRP 1X Guide | MRP 1X Guide | MRP 1X Guide |
Schaltung | Shimano SLX Shadow + | SRAM GX1 11spd | SRAM X01 Carbon 11spd |
Laufräder | Formula + Alex MD23 Tubeless Ready | Hope Pro II Evo + Alex Volar 2.5 Tubeless Ready | Hope Pro II Evo + Easton Arc 27 |
Reifen | Maxxis High Roller II Exo TR 2.3 | Maxxis Minion DHF 3C Exo TR/High Roller II Exo TR | Maxxis Minion DHF 3C Exo TR/High Roller II Exo TR |
Bremsen | SRAM DB5 180mm/180mm | SRAM Guide R 200mm/180mm | SRAM Guide RS 200mm/180mm |
Vorbau | Race Face Ride | Renthal Apex | Race Face Atlas M35 |
Lenker | Race Face Chester Riser 780mm | Renthal Fatbar 20mm Rise 780mm | Race Face SixC Riser 35 Bar Bore 800mm |
Griffe | 2016 Strange Lock-On | 2016 Strange Lock-On | 2016 Strange Lock-On |
Sattelstütze | Race Face Ride | KS Lev Integra 125mm drop | RockShox Reverb Stealth Connectamajig |
Sattel | SDG Falcon Orange Edition | SDG Falcon Orange Edition | SDG Bel-Air 2.0 Strange Edition |
Größe | Medium | Large | X-Large |
---|---|---|---|
Sattelrohrlänge | |||
Reach | 424 mm | 444 mm | 457 mm |
Stack | 612 mm | 612 mm | 631 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° |
Oberrohrlänge (horizontal) | 600 mm | 620 mm | 640 mm |
Hinterbaulänge | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Radstand | 1157 mm | 1177 mm | 1200 mm |
Tretlagerhöhe | 330 mm | 330 mm | 330 mm |
Tretlagerabsenkung | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Überstandshöhe | 732 mm | 757 mm | 793 mm |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 110 mm | 130 mm |
Website: www.orangebikes.co.uk
Text & Redaktion: Thomas Fritsch, Johannes Herden, Thomas Paatz | MTB-News.de 2015
Bilder: Jens Staudt
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Der Beitrag Trailbike Vergleichstest: Orange Segment RS ist auf MTB-News.de erschienen.