
Mondraker Summum Carbon Test: “Super Faster”, so der Slogan von Mondrakers neuer Gravity-Kampagne, in deren Rahmen die Spanier gerade erst ihr neu aufgestelltes MS Mondraker World Cup-Team präsentierten. Hinter “Super Faster” verbirgt sich aber nicht nur die Neustrukturierung des Teams, sondern auch beziehungsweise insbesondere ein brandneues Downhill Bike. Bei einer groß angelegten Präsentation im spanischen La Fenasosa enthüllte Mondraker das 14,91 kg leichte Summum Carbon.
Fünf Jahre ist es bereits wieder her, seitdem Mondraker jenes DH-Bike in Serie brachte, dank dem die kleine spanische Firma zur Spitze des internationalen DH-Rennsports aufschließen konnte. Besagtes Bike ist selbstverständlich kein geringeres als Mondrakers Summum, welches damals in enger Zusammenarbeit mit Fabien Barel entwickelt und im harten World Cup-Einsatz erprobt wurde. Schon auf dem ersten Prototyp-Rahmen gelang Barel prompt sein legendärer World Cup-Sieg in Maribor, welchen er sich nach einer langen Verletzungspause hart erkämpfte.
Die Erfolgsgeschichte des Summum setzte sich durch das Zutun von Ingenieur Cesar Rojo fort, der dem Rad seine bekannte “Forward Geometry” verpasste. Es folgten Top-Platzierungen mit Damien Spagnolo, Emmeline Ragot, Brook MacDonald sowie Markus Pekoll. Nachdem das Bike mittlerweile diverse Evolutionsprozesse hinter sich hat, scheint es nun seine Vollendung gefunden zu haben. Mit einem 14,91 kg leichten DH-Serien-Bike setzt Mondraker eine neue Messlatte, die für andere Hersteller vorerst schwer zu knacken sein dürfte. Was genau im neuen Summum Carbon steckt, erfahrt ihr hier.
Mondraker Summum Carbon 2015
Kurz und bündig
- Carbon Downhill-Rahmen
- steht auf 27,5″-Laufrädern
- ausgelegt um nach Sekunden im Renneinsatz zu jagen
- 205 mm Federweg (“Zero Suspension” Federungssystem)
- sehr variables Rahmen-Konzept mit zahlreichen Verstelloptionen
- extrem leichter Rahmen
- basierend auf Mondrakers “Forward Geometry”
- lebenslange Garantie auf Material- und Verarbeitungsfehler
- in drei Größen erhältlich: S, M, L
- Gewicht: 2.840 Gramm (Rahmen in Größe “M” ohne Dämpfer)
- Preis: 4.599 Euro (Rahmen, UVP), 8.099 Euro (Summum Carbon Pro Team, UVP)
Was das Summum Carbon können soll
Eines ist klar, das Summum ist und war noch nie ein “Jedermann”-Bike wie beispielsweise ein Specialized Demo. Seit seiner Geburt vor fünf Jahren wurde es auf gnadenlose Effizienz im Abfahrtsrennsport optimiert. Dieser Evolutionsprozess wird mit dem jüngst vorgestellten Summum Carbon konsequent fortgeführt. Das Bike basiert dabei auf Mondrakers Carbon-Fertigungs-Know-how, welches sie sich in den letzten drei Jahren bei der Entwicklung des im Frühjahr präsentierten Foxy Carbon [hier um Artikel] aneignen konnten – dem wohl vielseitigsten 140-mm-All Mountain, das Mondraker je erschaffen hat [hier zum Test].
Wie es sich für ein zeitgemäßes DH-Bike gehört, setzt auch Mondraker in Zukunft auf die Laufradgröße 650B. Die unlängst zur fast schon gängigsten MTB-Radgröße gewordenen Laufräder wurden im Summum Carbon durch eine komplette Neukonstruktion an die Eckpfeiler der “Forward Geometry” und des “Zero Suspension”-Federungssystems angepasst. Da das Summum nie für einen verspielt kurzen Hinterbau bekannt war, ließen sich die größeren Laufräder ohne nennenswerte Veränderung der Hinterbaulänge in den Rahmen integrieren. 445 mm misst die kürzeste Einstellung des Hinterbaus am neuen Summum Carbon, was gerade einmal 5 mm länger ist als am 26″-Alu-Vorgänger.


Lenkwinkel, Reach und auch die Tretlagerhöhe bleiben zum Vorgänger unverändert. Der Reach beläuft sich bei Größe L auf 448 mm, was laut Mondraker den Sinn des “Forward Geometry”-Konzeptes umsetzt. Dass der Reach des Downhill-Rahmens dabei kürzer ausfällt als der des All Mountains Foxy Carbon liegt auf der Hand. Ein DH kommt bei artgerechter Nutzung auf Strecken mit durchschnittlich deutlich steilerem Gefälle zum Einsatz als ein All Mountain oder Enduro-Bike. Daher müsse der Fahrer sein Gewicht etwas weiter nach hinten verlagern, wodurch ein DH-Bike mit “Forward Geometry” im Reach kürzer ausfällt als Hub-schwächere Bikes. Die fehlende Länge wird über einen längeren Hinterbau ausgeglichen, was gleichermaßen wiederum ermöglicht, besonders flache Lenkwinkel zu fahren, ohne Druckverlust am Vorderrad zu erleiden.
Durch die Verwendung von Carbon in der von Mondraker betitelten “Stealth”-Bauweise weisen die einzelnen Rohre, aufgrund ihres eckigen Querschnitts, eine erhöhte Steifigkeit auf und lassen sich weniger leicht verdrehen. Im Vergleich zur Aluminium-Version soll der neue Rahmen dadurch deutlich steifer geworden sein, was sich beim Fahren vor allem durch ein direkteres Handling bemerkbar machen soll. Markus Pekoll bestätigte uns dies in einem Gespräch nach seinen ersten Testfahrten: Das Rad sei spurtreuer durch Steinfelder manövrierbar, vor allem aber sei es in Anliegern nach dem Kurvenende dank viel “Popp” deutlich schneller aus der Kurve zu drücken. Alles in allem stellt Mondrakers neues Summum Carbon eine nochmals verschärfte Version des ohnehin schon renn-orientierten Alu-Summums dar.



Summum: Der erste Praxiseindruck aus La Fenasosa
Mondraker wählte zur Präsentation des neuen Summum Carbon den spanischen Bike Park La Fenasosa. Auf den enorm rauen und teils mit mächtigen Sprüngen durchsetzen Strecken im Hinterland von Alicante boten sich beste Testbedingungen, um der Neuheit auf den Zahn zu fühlen. Da die Zeit jedoch äußerst knapp bemessen war, ließen sich nur wenige Abfahrten realisieren, weshalb der hier zu findende erste Eindruck ziemlich übersichtlich ausfällt.
Den flachen aber anspruchsvollen und mit zahlreichen Anliegern sowie Sprüngen durchsetzten Strecken geschuldet entschied ich mich bei der Geometrie-Anpassung für die 445 mm kurze Hinterbaulänge, einen 63° flachen Lenkwinkel und die 30-mm-Einstellung des Vorbaus. Mit dieser Einstellung fühlte ich mich prompt wohl auf dem leichten DH-Boliden, der mir schon auf den ersten Metern unserer felsigen Abfahrt äußerst viel Sicherheit vermittelte.
Das geringe Gewicht des Bikes machte sich in der angenehmen Handhabung umgehend bemerkbar. Fast schon leichtfüßig ließ sich das Rad auch in noch so unwegsamen Felssektionen präzise auf Spur halten und fast schon verspielt über Hindernisse zirkeln, und das obwohl die “Füße” des Bikes in Form der Laufräder gar nicht mal der Kategorie “Leichtbau” einzuordnen sind. Doch gerade das ist es wohl, was dem Bike trotz seines geringen Gewichts so viel Laufruhe und damit Sicherheit vermittelt. Die Laufräder ziehen das Bike förmlich über alle Unwegsamkeiten und halten dabei dank des bestens ausbalancierten Fahrwerks stets Bodenkontakt. All das ergibt in Summe ein Sicherheitsgefühl, das seines gleichen sucht.
Gleiches gilt für Flugeinlagen. Waren die Sprünge auch noch so groß, auf dem Summum fühlte ich mich jederzeit als Herr der Lage. Auch harte Einschläge bei unsanften Landungen steckte das Bike problemlos weg. Lediglich die Dämpferaufnahme sorgte immer wieder für leichtes Stirnrunzeln. Trotz des ausgeklügelten Aufnahmesystems stellte sich immer wieder leichtes Spiel ein. Vermutlich lag der Grund bei den Spacern der Dämpfer-Hardware, welche nicht das nötige Maß zu haben schienen. Aufgrund der fehlenden Zeit ließ die Problemursache auch nicht weiter ergründen. Laut Mondraker soll der Grund auf die “hektische” Montage zurück zuführen sein, in der unter Zeitdruck vor dem Pressecamp unpassende Bauteile Verwendung fanden. Ein marginaler Fehler, der dem Fahrspaß keinen Abbruch tut, an einem 8.000-Euro-Bike aber schlichtweg inakzeptabel wäre.

Fazit zum Mondraker Summum Carbon
Auf den wenigen Abfahrten die uns im beachtlich spaßigen Bikepark La Fenasosa möglich waren bestach das neue Summum Carbon vor allem durch sein überwältigend einfaches Handling. Das leichte Bike lässt sich ohne Nachdruck sehr präzise steuern und folgt dank seiner hohen Lenkpräzision genau den vom Fahrer vorgegebenen Linien. Gleichermaßen bietet es aber ein beachtliches Maß an Sicherheit, was zum einen an der bestens ausbalancierten Geometrie, dem äußerst satten Fahrwerk sowie den moderat gewichteten Laufrädern zu verdanken ist, die dank ihrer Masse für Geradeauslauf sorgen. Selten hat sich ein so leichtes Bike auch im härtesten Gelände so sicher gefahren wie Mondrakers neues Summum Carbon.
Pro:
- enorm leicht
- bestechend gutes Handling
- erstklassiges Fahrwerk
- ausgewogene Geometrie (sehr race-lastig)
Contra:
- leichtes Spiel in der Dämpfer-Hardware
- enorm teuer


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Alle Details zum Mondraker Summum und Test
Mondraker Summum – die Technik im Detail
Zero Suspension Design
Mondraker setzt bei allen Fullys auf ein im eigenen Haus entwickeltes VPP-System namens “Zero Suspension”, bei dem sich der Dämpfer schwimmend zwischen zwei Umlenkwippen befindet und so bei Belastung von beiden Seiten komprimiert wird. Der Name des Hinterbausystems soll andeuten, dass die Kinematik Pedal- und Bremseinflüsse gegen Null streben lässt. Mit einem komplett neuen Lageraufbau, mit größeren Achsen und damit auch größeren Lagern, soll der Hinterbau stabiler, haltbarer und steifer geworden sein.
Wie bereits beim aktuellen Modell werden dem Hinterbau 205 mm Federweg entlockt, neu hingegen sind kleine Nadelrollenlagern an den Aufnahmen des Dämpfers, was für ein bisher unerreichtes feines Ansprechverhalten sorgen soll. Die sonstigen Drehpunkte werden durch zwei Kugellager der Firma Enduro Bearings gelagert. In beiden Carbon Pro Modellen kommt ein FOX RC4 Kashima Stahlfederdämpfer zum Einsatz, bei welchem Mondraker von Fox einen exklusiven Aufbau passend für das Zero Suspension System erhalten haben soll.

Hintergrundinfos zur Rahmenfertigung
Stealth Carbon
Neben den bisher genannten Features besticht der Rahmen besonders durch die Carbon Stealth Technologie. Das Layout mit dem besonders markanten Steuerrohrbereich wurde vom Foxy Carbon übernommen und soll beste Steifigkeitswerte erzielen. Die drei jährige Erfahrung die Mondraker bei der Entwicklung des Foxy Carbons gemacht hatte, kam ebenfalls dem Summum zu Gute.
Neben der bereits erwähnten markanten Optik soll auch ein weiterentwickeltes Fertigungsverfahren die Qualität des Faserverbundes und damit des Carbon-Rahmens erhöhen. Bisher verwenden die meisten Firmen einen festen Kern um welche Carbon-Matten bzw. UD-Fasern gelegt werden und anschließend in einer festen Form ausgebacken werden. Nach dem Ausbacken wird der innere Kern aufgelöst bzw. ist durch die hohe Temperatur beim Ausbacken bereits aufgelöst worden. Nachteil dieses Verfahrens ist, dass ein konstant hoher Innendruck, der die Fasern gegen die Metallform presst, nicht über den kompletten Ausbackprozess gewährleistet werden kann. Meist liegen deshalb nicht alle Fasern und Mattenabschnitte dicht verbunden miteinander, sondern stehen vereinzelt ab.
Für besonders hochwertige Carbon-Komponenten ist es aus dem genannten Grund notwendig, während des gesamten Ausbackprozesses, einen hohen Innendruck aufrechtzuerhalten, welcher sich nur durch Schläuche im Innern bewerkstelligen lässt. Was bei einem Lenker noch relativ einfach zu handhaben ist, erweist sich bei einem komplexeren Bauteil wie einem Rahmen als extrem aufwendig.
Mondraker kombiniert beide Fertigungsverfahren, um einen guten Kompromiss aus Qualität und Preis zu erhalten. Im folgenden Video ist der Entstehungsprozess eines Rahmens dargestellt. Schön zu sehen sind mehrere Vakuumschläuche, die ins Innere des Rahmens gehen mit vielen Anschlussventilen. Die kurze Zeit unter der Vakuumfolie hilft dabei die Fasern gleichmäßig an die Innenform anzupressen. Aufgrund dieser hohen Qualität scheint Mondrakers Selbstvertrauen deutlich gewachsen zu sein, und so geben die Spanier auf ihre Carbon-Rahmen neuerdings lebenslange Garantie – muy bien!
Mondraker Summum Carbon 2015 – Präsentation des Fertigungsprozesses von Maxi – Mehr Mountainbike-Videos
Durch den sichereren Fertigungsprozess können weniger Faserschichten verwendet werden bei gleicher Prozesssicherheit, was ein niedrigeres Gewicht ermöglicht. Herausgekommen ist ein Rahmengewicht inkl. Lagerschalen, aber ohne Dämpfer, in Größe Medium von beachtlichen 2,837 kg.

Die technischen Daten des Fahrer
Getestet wurde das Summum Carbon von unserem Test-Redakteur Maxi im Rahmen eines Mondraker Presse Camps im spanischen La Fenasosa. Um die geschilderten Eindrücke besser nachempfinden zu können, möchten wir euch auch dieses Mal ein Testerprofil präsentieren.
- Körpergröße: 1,81 m
- Gewicht (fahrfertig): 80 kg
- Schrittlänge: 88 cm
- Armlänge: 62 cm
- Oberkörperlänge: 59 cm
- Fahrstil: rustikal; aggressiv; schnell; ohne Rücksicht auf Verluste; immer auf der Suche nach der schnellsten Linie
- Was fährst du hauptsächlich: Singletails im Voralpenland mit dem XC-Bike; abfahrtsorientiertes Enduro; Downhill im Bikepark
- Vorlieben bezüglich des Fahrwerks: ca. 25 – 30 % SAG hinten, vorne straffer, Zugstufe allgemein sehr schnell, allgemein viel LSC, vorne gern mit viel Progression
- Vorlieben bezüglich des Rahmens: Abhängig vom Einsatzzweck: für den verspielten Einsatz = vorne lang, hinten kurz // für den Speed-orientierten Einsatz: hinten mittellang, vorne lang

Die technische Daten des Mondraker Summum Carbon
Hersteller: Mondraker
Modell: Summum Carbon Pro Team
Modelljahr: 2015
Federweg: 205 mm
Hinterbausystem: VPP [Zero Suspension]
Testkategorie: Komplettbike, Full-Suspension
Einsatzbereich: Downhill
Laufradgröße: 27,5″
Federweg Gabel: 203 mm
Material: Vollcarbon
Dämpfereinbaulänge: 222 mm
Steuerrohr: Durchgehen 1,5″
Innenlager: BB83
Kettenführungsaufnahme: ISCG 05
Umwerferaufnahme: keine
Sattelrohrdurchmesser: 31,6 mm
Bremssattelaufnahme: 200 mm Post Mount
Ausfallenden: 142×12 mm Steckachse
Austauschbares Schaltauge: ja
Verstellbare Geometrie: Lenkwinkel +/- 2°, +/- 1° und 0° sowie Kettenstrebenlängen von 445, 450, 455, 460 mm
Gewicht: 2,837 kg Rahmengewicht, und 14,91 kg Summum Carbon Pro Team Gesamtgewicht
Preis: 4599 € Rahmenkit und 8099 € Summum Carbon Pro Team

Unser Testbike
Rahmen: Mondraker Summum Carbon, MY 2015, Größe “Large”
Gabel: Fox 40 Float RC2 FIT Factory Kashima
Dämpfer: Fox DHX RC4 Coil Kashima
Steuersatz: FSA N°9 / Angleset mit +-1° und +-2° Hülsen
Vorbau: OnOff Stonic Direct Mount / 20 – 30 mm
Lenker: Renthal Fatbar Alu, 780 mm breite, 30 mm rise
Bremsen: Formula RO Racing, 203 mm Schreiben
Laufradsatz: DT Swiss FR 1950 27,5″
Reifen: Schwalbe Magic Mary SuperGravity TL 27,5″x2,35″
Kurbeln: SRAM X0 1.1, 165 mm Länge, 34 Zähne Kettenblatt
Antrieb: SRAM X01 DH
Kettenführung: e.13 LG1R Carbon
Sattelstütze: SDG I-Beam SP-951 Carbon
Sattel: SDG I-Beam I-Fly Eva MS
Gewicht: 14,91 kg
Geometrie
Das Mondraker Summum Carbon in der Detailansicht









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- Redaktion: Thomas Fritsch, Maxi Dickerhoff
- Testfahrer: Maxi Dickerhoff
- Bilder: Sebas Romero (Mondraker) und Maxi Dickerhoff
- Weitere Informationen:
- MTB-News.de
Der Beitrag Mondraker Summum Carbon 2015: das schnellste DH-Serienbike der Welt? ist auf MTB-News.de erschienen.